Die gleiche Gesellschaft, die damals zu schwach war, sich Nicolae Ceauşescu zu widersetzen, ist heute genauso schwach, um sich seinen Nachfolgern zu widersetzen. Und somit eine Alternative zu schaffen. Dafür ist die rumänische Gesellschaft in ihrer historischen Entwicklung noch nicht weit genug gekommen.
Liviu Tofan, Leiter des Instituts für Neuere Geschichte in Bukarest
Was sollte die alte Elite anderes machen als sich von Kommunisten in Demokraten zu wandeln? Von der Bildfläche verschwinden? Sie hatten die Macht und wollten sie nicht wieder abgeben. Das ist sehr menschlich.
Germina Nagât, Leiterin der Forschungsabteilung, CNSAS
Leute wie ich, die damals zwischen 35 und 45 Jahre alt waren lebten in einem bestimmten System. Ob wir das System nun wollten oder nicht – was sollten wir nach 1989 machen? Zurücktreten? Verschwinden? Wenn ich weiß, wie etwas funktioniert, sollte ich es dann nicht machen, nur weil ich vor 1989 mal im Außenhandel gearbeitet habe? Ist es etwa mein Fehler, dass ich existiere?
Ioan Niculae, Großunternehmer, im Dokumentarfilm „Capitalism – Our Improved Formula”
Der Kommunismus wurde einfach privatisiert. Die Erben der Securitate sorgen somit bis heute für eine große Kontinuität. Das ist mit Russland und der Stellung von Wladimir Putin vergleichbar.
Marius Oprea, Historiker, in der Öffentlichkeit “Securitate-Jäger” genannt
Es stimmt, dass viele Mächtige von heute Verbindungen zum alten Regime hatten. Es gibt aber auch viele, die nicht für die Securitate gearbeitet haben. Von außen sieht es oft so aus als wäre die komplette heutige Elite schon in der kommunistischen Zeit aktiv gewesen. Wie viele auf welcher Seite standen, kann aber niemand sagen.
Radu Filipescu, ehemaliger politischer Häftling
Die Intellektuellen, die das alte Regime kritisiert haben, empfinden nach wie vor große Abneigung gegenüber dem aktiven politischen Betrieb. Zu viele Intellektuelle haben die Politik als entwürdigend betrachtet und sind deshalb nicht selbst aktiv geworden. In diesem Vakuum konnten die alten Eliten nach dem Sturz Ceauşescus gedeihen.
Mihail Neamtu, ehemaliger wissenschaftlicher Direktor beim IICCMER
In Rumänien fehlten Persönlichkeiten, die einen Wechsel hätten vorantreiben können. Vergleicht man Rumänien mit Ländern wie Polen oder Tschechien, wo es einen Václav Havel gab, kann man nur zu diesem Schluss kommen. Da konnte Rumänien nicht mithalten.